Die Tanzfiguren

1. Der Einmarsch

Wenn der Tanzplatz in Sicht kommt, beginnt die Stadtkapelle mit einem Marsch. Die Bögen, die vorher als Marscherleichterung auf den Unterarmen abgelegt waren, werden auf ein Zeichen des Arrangeurs hin senkrecht gestellt. Gleichzeitig beginnt der Fähnrich, die Fahne zu schwingen.

2. Die Begrüßung

Nach einer Begrüßungsrunde mit gesenkten Bögen und gesenkter Fahne gehen die Tänzer in die Grundstellung (Kreis). Der Arrangeur und der Reifenschwinger, die in der Mitte des Kreises stehen, begrüßen die Tanzspender mit dem Hut, die Tänzer senken nochmal die Bögen. Anschließend gibt der Arrangeur das Zeichen für den Beginn und die Musik beginnt zu spielen.

3. Laubenpolonaise und lange Laube

Beim Tanzbeginn, der Laubenpolonaise, löst sich der Kreis, beginnend bei den Vortänzern, nach einem komplexen Muster (Schlangenlinien) auf, um dann in die erste „richtige“ Figur überzugehen, die lange Laube. Der kurze Stillstand nach dem Heben der Bögen wird gern von den Kasperln genutzt, um durch den „Tunnel“ zu flitzen.

4. Runde Laube

Nur die Form der Aufstellung unterscheidet die runde Laube von der langen: Statt in einer Reihe, stehen die Tänzer hier sternförmig.

5. Sommerhaus

Der erste Vortänzer bleibt in der Mitte stehen, der Rest tanzt spiralförmig um ihn herum. Jede halbe Runde schwenkt ein weiterer Tänzer in den Kreis ein, so dass sich eine kleine Kuppel bildet, die von den letzten sechs Bögen umrahmt wird. Die letzten sechs Tänzer müssen dabei volle neun Runden zurücklegen, was besonders dann schweißtreibend wird, wenn die weiter innen tanzenden das Tempo verschärfen…

6. Die große Acht

Es werden vier kleine, sich drehende Kreise gebildet. Jeweils zwei gegenüberliegende Kreise öffnen sich und tauschen Platz. Dieses Spiel wird solange weitergetrieben, bis alle Kreise wieder an ihrem angestammten Platz angekommen sind.

7. Das Kreuz

Je vier der fünf Tänzer, die einen der kleinen Kreise gebildet haben, bilden nun einen „Balken“ eines großen Kreuzes, das sich langsam links herum dreht. Die übriggebliebenen tanzen in entgegengesetzter Richtung durch die äußeren Bögen des Kreuzes. Nach einer Runde wird das Kreuz wieder aufgelöst.

8. Die Krone

Die berühmteste Figur, die bei keinem Schäfflertanz fehlen darf, obwohl (oder gerade weil) sie tänzerisch eher zu den einfacheren Figuren gehört. Eine Hälfte der Tänzer steckt ein Ende ihres Bogens in die Vertiefungen der Kronenstange, die anderen umrahmen das Gebilde. Nach dem Hochheben wird eine Runde getanzt.

9. Der Kontratanz

Ausgehend von der Grundaufstellung dreht sich jeder zweite Tänzer um 180 Grad. Nun gilt es, die entgegenkommenden Tänzer abwechselnd rechts und links zu umrunden. Dabei werden die Bögen jeweils zur Außenseite geschwungen. Dies hört sich nicht nur kompliziert an, es erfordert höchste Konzentration, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Nach einer kompletten Runde gibt der Arrangeur das Zeichen für das Ende des Tanzes. Während des Kontratanzes treten die Dübler in Aktion: Im Takt der Musik schlagen sie mit ihren Hämmern auf hölzerne Dübel ein, die sie auf dem Rand des Fasses aufsetzen. Dabei umrunden sie langsam das Fass. Auf diese Weise wurden früher die Fassreifen festgeschlagen, die das Fass zusammenhalten.

10. Reifschwung

Nun steigt der Reifenschwinger auf das Fass. Im Takt der speziellen Reifschwung-Musik lässt er zwei hölzerne Reifen so geschickt um seine Finger kreisen, daß aus den beiden Schnapsgläsern darin (im Idealfall) nichts verschüttet wird. Anschließend lässt er die Tanzspender mit folgenden Worten hochleben: „Seiner/Ihrer Hochwohlgeboren, Herr/Frau XYZ, dem Schäfflertanz zu Ehren, Er/Sie lebe hoch! Hoch! Hoch!“. Die Hochrufe werden von den Tänzern (lautstark) erwidert.

11. Spottverse („Pflanz“) des Hauptkasperls

Zu guter Letzt gibt der Hauptkasperl vom Fass herab einige Gedichte über vergnügliche Missetaten der Tanzspender zum Besten. Viele der Zuschauer kommen hauptsächlich deswegen immer wieder, um diese „Pflanz“ zu hören, sind sie doch das einzige, was sich von Tanz zu Tanz ändert. Anschließend wird abmarschiert, allerdings meist nur wenige Meter weit, da viele Tanzspender ein kleines Büffet aufgebaut haben, wo es (zumeist alkoholische) Getränke und kleine Häppchen gibt.

Text: Thomas Gabler